Brost-Ruhr Preis 2024 im Schauspielhaus Bochum, 18. November 2024
Brost-Ruhr Preis 2024
im
Schauspielhaus Bochum
Grußwort
Prof. Bodo Hombach
18. November 2024
Welch‘ wunderbarer Auftakt, lieber Herr Brönner, Danke. Mit dem Amsterdamer Tanztheater hat Ihre Musik hier kürzlich Jubel ausgelöst. Die Sprache Ihre Trompete dürfen wir gleich erneut hören. Auch Ihnen Dank, liebe Frau Heinrich. Sie haben eine Menge Trophäen im Schrank. Den Deutschen Fernsehpreis und den Deutschen Radiopreis als beste Moderatorin. Mit Ihrer Professionalität werden Sie uns vier Persönlichkeiten mit ihren autonomen, eigenwilligen und gewinnenden Charakteren präsentieren.
Verehrte stellvertretende Ministerpräsidentin Frau Neubaur,
Verehrte liebe Frau Ministerin Brandes,
Verehrte liebe Frau Becker,
Verehrte liebe Herren Oberbürgermeister,
Buchholz, Dr. Dudda und Eiskirch
Verehrte liebe Gäste jedweden Ranges und selbst gewählten Geschlechts,
Verehrte liebe Herren Oberbürgermeister,
Herr Buchholz, Herr Duda, Herr Eiskirch.
Dieser Treffpunkt ist Hommage an vier großartige Künstler. Ihr Können und Charisma wurden in diesem Haus entdeckt, entwickelt und gestärkt.
Die Welt der Bühne ist Bühne der Welt – die allerdings ist in Turbulenzen.
Wohlstands- und Steuerversenker rödeln herum. Realität beugt sich keiner Ideologie. Denk- und Sprachregulierer interpretieren Demokratie als Herrschaft über das Volk. Der Wohlfühlfaktor einer ideologisch „betreuten“ Gesellschaft ist begrenzt. In der fühlen sich etliche wie in einem kratzigen Pullover. Sie fürchten, Kontrolle über ihre Zukunftsgestaltung verloren zu haben. Dass die nicht falsch abbiegen, muss ständiges Bemühen auch parteiunabhängiger Stiftungen sein.
Unsere Stifterin hielt nichts von Populisten oder von Apokalyptikern. Die leben vom Problem und lösen keines. Sie hat sich nie zur „Resignation“ hinreißen lassen. Optimistische Menschen neigen dazu, an das Gute in anderen zu glauben. Das fördert Vertrauen und Solidarität. Sie wusste, es braucht Verbündete gegen geistige Obdachlosigkeit und intellektuelle Verwahrlosung.
Deshalb begrüße ich mit Freude – auch in Ihrer aller Namen – herzlich die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein – Westfalen, Frau Ina Brandes. Ihr Markenzeichen: kompetente Sachlichkeit. Hier möchte ich ausdrücklich auch die Ruhrpreisträgerin des letzten Jahres Frau Ministerin Neubaur einbeziehen. Ihnen wird ein politisch denkender Schauspieler sympathischer sein als ein schauspielernder Politiker.
Im Hamlet lässt Shakespeare über Schauspieler sagen: „Sie sind Spiegel des Zeitalters“. Gegenwärtige Inszenierungen auf der politischen Weltbühne besetzen Schlüsselrollen mit Militanten und Dilettanten. In der Nachkriegszeit eingeschlafen, sind wir in der Vorkriegszeit aufgewacht. Diplomatie macht Pause. Man redet in vielen Sprachen und versteht sich nicht. Gute Schauspieler werden in jeder Sprache verstanden. Oft sogar, wenn sie schweigen. Das fördert Erkenntnis und Selbsterkenntnis. Das macht uns größer als wir sind. Dafür verdienen sie gesellschaftliche Wertschätzung.
„Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“, orakelte und irrte Schiller. Denn wer sollte Menschen über den Menschen besser belehren als exzellente Schauspieler. Das Mindeste, was wir Zuschauer unseren Helden bieten können, ist Anerkennung, Verbundenheit, eine Region und Raum nicht schalltot, sondern mit lebendiger Resonanz. Das strahlt zurück ins Parkett und auf den Rang. Manchmal sagt sich dort einer: „Ich sollte mal über mein Leben nachdenken.“ In Brechts Geschichten von Herrn K. sagte der über eine Schauspielerin: „Sie ist schön“. Sein Begleiter meinte: „Sie hat Erfolg, weil sie so schön ist“. Herr K. widersprach: „Sie ist schön, weil sie Erfolg hat. Evolutionsbiologische Reflexe sind nicht objektivierbar.
Aber in aller Bescheidenheit: Die Brost-Ruhrpreisträger des Jahres 2024 stärken das Selbstwertgefühl unserer Heimat-Region und damit verschönern sie die. Die Preisträger sind (in alphabetischer Reihenfolge): Herr Dietmar Bär, Herr Joachim Król, Herr Peter Lohmeyer, Herr Armin Rohde. Wir rühmen ihre Fähigkeit zu inspirieren, komplexe Charaktere nachzubilden, Emotionen zu wecken, die anregen und aufregen uns in andere Welten mitzunehmen. Wer nur sich selbst spielen kann, kann das nicht. Kevin Costner bekannte einmal: „Ich bin nicht in der Lage, mein Auto zu reparieren – aber ich spiele Charaktere, die das können.“ Marlon Brando erzählte, er habe eine Reihe Mafiosi kennengelernt. Die liebten seinen Film. Er habe den Paten mit Würde gespielt. Er freute sich: „Bis heute lassen sie mich in Little Italy keine Rechnung zahlen.“ Das ist eine sehr spezielle Art von „Laudatio“. Wer kann das schon von sich sagen.
Unsere Preisträger jedenfalls werden ihr Preisgeld für gute Zwecke weiterreichen. Ihnen allen ein herzliches Willkommen. Die biografischen Tiefen der ausgeprägten Charaktere unserer vier Preisträger brauchen eine Laudatio aus berufenem Mund. Dafür danke ich Ihnen, Frau Brandes. Und fast beneide ich Sie.
Meine Rolle ist gespielt. Ich räume die Bühne für eine Filmeinspielung und anschließend Ihren Auftritt, Frau Ministerin! Es gibt keinen Souffleur.