„Versorgungsengpässe, Personalmangel, Wirtschaftlichkeit“ – Erich Brost-Pavillon, Zeche Zollverein, 20. April 2023

Diskussionsveranstaltung
„Versorgungsengpässe, Personalmangel, Wirtschaftlichkeit:
Wie das Krankenhaus der Zukunft aussieht“

Begrüßung:
Prof. Bodo Hombach

20. April 2023

Sehr verehrte Damen und Herren, verehrte, liebe Gäste!
Verehrter Herr Minister Laumann,
verehrter Herr Konsul Biegala,
verehrter Herr Stadtdirektor Renzel!

Zugegeben: Ich hypochondriere etwas. In vergangener Nacht erschien mir Herr Lauterbach! Der orakelte näselnd: „Meine Krankenhausreform ist eine Operation am offenen Herzen.“ Vorbei mit ruhigem Schlaf. Ein Albtraum: Professor Lauterbach beugt sich über mich. Knochensäge und Rippenspanner in der Hand. Schon macht er sich am Brustkorb zu schaffen. Ich erwachte schweißgebadet.

Nun ja… Ich beruhige mich. Sooo schlimm wird‘s nicht kommen. Berlin ist ja nicht tatsächlich zuständig – betreibt Politik-Simulation. Diese Freiheit kann man nur in den Grenzen des Gesetzes auskosten, wie erst heute ein renommierter Verfassungsrechtler bestätigt hat. Recht lässt sich nur begrenzt beugen. Aus der schlicht regierten Bundes-Hauptstadt wird mit Bundes-Geld statt Kompetenz gelockt.

Letzten Monat forderte der vergangene Chef der Landes-SPD „bundesfolgsam“, Landesvorsätze aufs Eis zu legen. Die seien Makulatur, flankierte der Bundesminister. Tage später respektierte der das föderale Krankenhaus-Planungsrecht. Hinterher hat man’s meist vorher gewusst. „Herr Lauterbach hat offenbar gemerkt, dass er möglicherweise einer falschen Strategie seiner Parteikollegen in NRW aufgesessen ist“, kommentierte der grüne NRW-Gesundheitsexperte.

Von Ihnen, Herrn Minister Laumann, hörten wir: Es sei für alle Beteiligten gut, Lauterbachs Äußerungen in Düsseldorf zu vergessen. Ihr Krankenhaus-Stärkungs-Plan sei sehr gut. Die Reformansätze aus NRW und Berlin seien mit etwas gutem Willen gut zu vereinbaren. Ihr grüner Koalitionspartner stellt klar: Die Bundesreform habe sich am Ende an die in NRW anzupassen und nicht umgekehrt.

Im Berliner Politbetrieb erkennt man Bevölkerungsverdrossenheit. Einige fragen sich: „Bis zu welchem Punkt können wir zu weit gehen?“ In konzeptionsarmer Zeit sind kluge Antworten Mangelware. Manche gibt es, aber sie werden parteistrategisch ausgebremst, medial zerrieben, ideologisch gemobbt, müssen sich über Versuch und Irrtum politisch durchsetzen, müssen bezahlbar sein.

Wir wollen das Spezielle und Exzellente behalten. Das Schwache gegen das Bessere tauschen. Man kann ein bestehendes System intelligenter, resilienter, dynamischer machen. Man muss es nicht erst aus der Kurve schleudern. Die globale Vernetzung hat ökonomische Vorteile. Sie hat auch trügerische Fallen. Durchgeknallte Autokraten mehren sich. Die wollen ihr Ego mit Methoden des 19. Jahrhunderts durchsetzen. Wir werden von der Nachkriegszeit in die Vorkriegszeit politisiert, gesendet und geschrieben. Das zerreißt Fäden und Netze. Lieferketten stocken. Da es nicht um Luxusgüter geht, sondern um lebensrettende Sofortmaßnahmen, ist Schluss mit lustig. Kürzlich wurde selbst Hustensaft zum knappen Gut.

Der Marktmechanismus ist nicht immer genialer Selbstläufer. Er braucht Schrittmacher, Stents bei Stenosen. Nicht alle Güter sind bei ihm in guten Händen. Völlige Ökonomisierung näht immer auf Kante und fährt fest, wo andere Kriterien gelten.

Welches Gesellschafts- und Menschenbild liefert die Maßstäbe für das Krankenhaus der Zukunft? Gute Zukunft braucht Förderung der medizinischen Spezialisierung und Exzellenz. Die ist lebensrettend. Natürlich braucht es für eilige Fälle einen Hubschrauberlandeplatz. In den allermeisten nicht. Reform-Therapie sollte sachdienlich und lebensnah sein. Jede hat Risiken und Nebenwirkungen.

Es ist unsere Einmischung in die eigenen Angelegenheiten.

Hier im Raum sammeln sich geballte Kompetenz und wunderbare Gäste:

  • Herr Karl-Josef Laumann ist gewichtiger und einflussreicher Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.
  • Die viel gefragte und kluge Frau Dr. Gundula Werner ist Vizepräsidentin der Deutschen Kran-kenhausgesellschaft.
  • Der renommierte und erfolgreiche Herr Prof. Dr. Andreas du Bois ist ärztlicher Direktor der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte.
  • Die erfahrene und tief im Thema stehende Autorin und Wissenschaftsjournalistin Frau Dr. Christina Berndt wird das Gespräch moderieren.

Ich heiße diese Persönlichkeiten auch in Ihrem Namen herzlich willkommen!

Eine „Visite“ am Krankenbett. Ohne Alarmismus der üblichen Apokalyptiker. Aber Weckruf, wo nötig.
Es geht um unsere „innersten Angelegenheiten“. Die Fieberkurve liegt vor. Die Symptome sind gedeutet. Patienten sind wir alle, früher oder später. So oder so. Dass auch wir sterblich sind, ist noch nicht erwiesen. Möge die finale Klärung lange auf sich warten lassen.

Ich bin gespannt und sicher, dass wir diesen Raum klüger verlassen, als wir ihn betreten haben. Dafür vorauseilender Dank!