Pressemitteilung – Verleihung Brost-Ruhr Preis 2021 an Dr. Fritz Pleitgen
Pressemitteilung
Grußwort:
Professor Bodo Hombach
22. Juni 2021
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Reinhardt,
verehrter, lieber Herr Dr. Pleitgen,
verehrte Damen und Herren,
Sie kennen es: Der Kalender hat tyrannische Neigungen. Manchmal aber erweist er sich als überraschend großzügig und spendabel. Dann schenkt er Raum für inspirierende Begegnungen und erfreuliche Gelegenheiten.
Mir schenkt er die Freude, für die Stiftung den Brost-Ruhr Preis verleihen zu dürfen. Der ist noch jung. Er übt noch. Er hat sich erst zum zweiten Mal entschieden. Hohe Maßstäbe hat er dennoch. Er sucht begierig und feinfühlig nach Persönlichkeiten, die ihn verdienen, ohne seiner zu bedürfen.
Es geht nicht um die Ehre der Altäre. Auch nicht um das Gütesiegel für ein Lebenswerk. Es geht um ein Statement, um ein bürgerschaftliches Signal an die Menschen dieser Region. „Schaut her! – Da ist eine Persönlichkeit, deren Wirken (auch für dich) große Anerkennung gebührt.“
Gewiss, der noch junge Preis will auch seinen eigenen Wert anreichern – sein Gewicht steigern. Heute ist er ganz sicher: Fritz Pleitgen und der Brost-Ruhr Preis: Da wächst etwas zusammen, was zusammengehört.
Ich erinnere andere Preisverleihungen. Da gibt es solche, die ausführlich begründen. Das klingt dann wie Argumentieren, wie Predigt und Exegese, wie pompöse Liturgie, als wenn mögliche Zweifel zu überkrusten sind.
Es gibt andere, wo sich alles wie selbstverständlich fügt. Es braucht wenig Worte, und die kommen leichtfüßig daher. Das Ereignis erklärt sich selbst. Man erlebt nicht Gravitation, sondern Thermik. Das freut auch den Laudator. Er muss nicht zu weit ausholen, denn eigentlich ist mit dem Namen des Laudaten schon alles gesagt.
Ein Duisburger Junge hat sich die Welt erobert. Als Journalist, Redakteur, Intendant und Buchautor. Das war und ist unablässiger Versuch des Verstehens und der Verständigung. Moskau – Ost-Berlin – Washington – New York. Oft in heikler Mission, denn es gab Mauern, eiserne Vorhänge und Schießbefehle. Die Mächtigen dieser Erde machten ihn nicht andächtig – schon gar nicht unterwürfig. Er suchte den Alltag der Leute, stellte sich auf ihre Seite. Dissidenten und Verfolgten gab er seine – auch akustisch eindrucksvolle – Stimme. Er wusste und weiß: Auch das Gegenteil der Wahrheit ist nie ganz falsch. Weltbürger mit Bodenhaftung.
Die Region an Ruhr und Emscher hat in Fritz Pleitgen einen verlässlichen Freund. Er weiß: Auch der Strukturwandel braucht öffentlichen Raum. Er gelingt nur als freies Spiel der Ideen und Kräfte. Er gelingt nur in, nicht über den Köpfen der Menschen.
- Als Intendant des WDR intensivierte er die regionale Berichterstattung. Motto: „Wir schalten um nach nebenan.“
- Im Bündnis mit ihm und der WAZ-Mediengruppe entstand die große Mediathek des Reviers als „Gedächtnis für alle Zeit“.
- Dem Programm der Region als Europäische Kulturhauptstadt 2010 gab er Gesicht und entscheidende Impulse.
- Lang ist die Liste seiner Engagements für die Zivilgesellschaft.
Klar ist sein Eintreten für „gefährdete Arten“ wie Aufklärung, Pressefreiheit, Menschenund Bürgerrechte, Demokratie, die Ertüchtigung der Schwachen, die Ermutigung der Zögernden.
Die Leut’ wissen, was sie an ihm haben. Sie sagen „der“ Pleitgen. Das ist die größte Auszeichnung, die sie zu vergeben haben. Er könnte plötzlich neben ihnen an der Theke stehen, und sie würden sich nicht wundern. Sie würden ihm von ihrer Sorge bei der Maloche oder von der kranken Frau erzählen.
Man sagt, ein Kind sei mit allen Menschen verwandt. Vielleicht ist das auch die Eigenschaft von Künstlern und bedeutenden Persönlichkeiten. Solcher hat längst den neuen Gedanken, bevor er den alten fallen lässt. Als Journalist hupt er nicht, wenn er nicht vorher schon den Fuß auf der Bremse hat.
Noch etwas macht dem Laudator die Aufgabe leicht: Der Brost-Ruhr Preis ist ein Instrument. Man kann darauf immer neue Stücke spielen. Er beendet nichts. Er stößt Neues an. Die schön gestaltete Trophäe darf in die heimische Vitrine.
Das Preisgeld ist Projekt, Potenzial im Wortsinne. Es ist Donation des Preisträgers an eine großartige gemeinnützige Initiative. Dr. Pleitgen war bis gerade Präsident der Stiftung Deutsche Krebshilfe. Er widmet das Preisgeld dem Kampf gegen die tückische Krankheit hier am Essener Klinikum.
Es wird Menschen geben, die – ohne es zu wissen – dieser heutigen Begegnung zu danken haben. Wir sagen Dank und „Anerkennung , wem Anerkennung gebührt“. Wer ein feines Gehör hat, hört den Beifall der Anneliese Brost, die ihr Verlagsimperium so umsichtig und unbestechlich geleitet hat wie Fritz Pleitgen das seine.
Ich danke auch ihr.