„Wächter oder Schlächter? Wohin treibt der politische Journalismus?“ – Keynote, 24. September 2015
Meine Damen und Herren,
ein Witz ist immer noch gut bei Kräften: Der Papst besucht zum ersten Mal die USA. Auf dem Flugfeld bestürmen ihn Reporter. Einer fragt: „Werden Sie auch ein Bordell besuchen?“ – Der Würdenträger zeigt Humor. Er fragt ironisch: „Gibt’s denn hier auch Bordelle?“ – Anderntags die Schlagzeile: „Erste Frage des Papstes: ‚Gibt’s denn hier auch Bordelle?‘“
Ich greife ins Archiv: Mitten im Hochseilakt um Griechenland. Angela Merkel – mit Schatten unter den Augen – besucht eine Schule in Rostock. Anderthalb Stunden geht es um Probleme des Alltags der Schülerinnen und Schüler. Ein libanesisches Mädchen spricht von seiner großen Angst, doch noch mit der Familie abgeschoben zu werden. Die Kanzlerin hat keine schnelle Antwort. Die kann keiner haben. Das Mädchen weint. Angela Merkel zögert: Jede Erklärung über Afrika, Syrien, den Mittleren Osten wird scheitern. Angerührt und ratlos, wie wir alle wären, wagt sie eine menschliche Geste des Trostes. Der Hashtag „merkel streichelt“ wird zum Sturm angeblasen, zum Shitstorm. Die Masse tobt sich aus – über die „eiskalte Kanzlerin, zynisch, ohne Mitgefühl, eine widerliche alte weiße Frau“.
Weitere ekelhaftere Zitate erspare ich uns. Die Story sprang vom Netz auch in die Tagesschau. Der Kölner Stadt-Anzeiger meint, „es geht um das reine Gute, die bessere Moral, die steilste These und vor allem um die entschiedenste Verdammung mit der originellsten Formulierung.
Für den IT-Mob ist bei Bedarf alles falsch. In der als Freiheit des Netzes verteidigten Anonymität findet auch ein beißwütiger Psychopath Raum. Jeder fände eine Hecke, hinter der er auf den feuern kann, der sein Gesicht zeigt.
Eine Woche später wird der Kanzlerin – von angeblich seriösen Medien – eine minutenlange Ohnmacht in der Opernpause angedichtet. Die Nachricht läuft um die Welt. Am nächsten Tag war es nur ein schwächelnder Stuhl. Das Dementi wird mit einer Krankmeldung des bayerischen Ministerpräsidenten aufgepäppelt. Spiegel online konzipierte die Krankengeschichte als Nachfolge-drama in mehreren Akten. Seehofer zeigte sich kurz danach im TV-Sommergespräch topfit. Schnell deutete der Hamburger Online-Dienst den gesunden Seehofer zur Gefahr fürs Berliner Establishment um.
Das Entsetzen über den absichtsvoll herbeigeführten Absturz der Germanwings-Maschine ist noch frisch. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und Kripo-Sonderkommission haben die Lebensum-stände des verantwortlichen Piloten gründlich recherchiert. Fast nichts von dem, was man uns weißgemacht hat und was in unseren Köpfen ist, entspricht der Wahrheit.
Wir erleben zunehmende Kommunikationsdebakel. Nicht immer so platt wie die WELT-Meldung vom 10. Juli: „Helmut Kohl ist tot“. Die sind als unterhaltsame Kapriolen nicht abzutun. Sie sind Herausforderungen der demokratischen Gesellschaft. Noch ist die Shit-Anhäufung selten tatsächli-che Mehrheitsmeinung.
Als die Merkelhetze bekannt wurde, fanden bei Umfragen um die 76 % ihre Reaktion angemessen und nur wenige äußerten Kritik.
Eine Bank hatte ihren Werbeträger Dirk Nowitzki in die Metzgerei seiner frühen Heimat zurückkeh-ren lassen. Die Metzgersfrau fragte den großen Dirk – wie damals den kleinen –, ob er ein Stück Fleischwurst mag. Der zeigte sich erfreut. Vegetarier tobten im Netz. Der Vorwurf „Förderung des Tiermordes“ wurde von Zehntausenden mitgetragen. Erschrocken setzte die Bank den TV-Spot ab. Ein Hamburger Magazin berichtete voller Spott.
Es passierte Erstaunliches. Printleser reagierten völlig anders. Die Stimmung wendete sich. Massenhaft zeigte man Sympathie für Nowitzkis Geste und den Werbeeinfall. Den Fernsehspot konnte man wieder sehen.
Meine Studenten in Bonn erkundeten auch dieses Beispiel. Sie lernten, dass die Netzgemeinde nicht die vorherrschende öffentliche Meinung spiegelt.
Ein anderer Aspekt – O-Ton Rupert Neudeck: „Was tut man, wenn man nichts wissen kann? Man macht einen ‚Brennpunkt‘. Wenn ein aktuelles Gefühl alles überlagert, stellt man den armen Rolf-Dieter Krause vor eine Bildwand. Man fragt ihn fünfmal hintereinander, was er noch gar nicht wissen kann.“ – Am Tag vor der „langen Nacht“ in Brüssel lässt der „Presseklub“ seine Gäste sechs Minuten warten. Der Brüsseler Korrespondent wird bohrend gefragt, was die Verhandlungen denn bringen werden. Er weiß es nicht. Am frühen Abend ist „Weltspiegel“, wieder soll Krause sagen, was er nicht wissen kann. –
Der Zuschauer hat einen Verdacht: Man will’s gar nicht wissen. Man will einfach Erregung auskosten. Politischer Journalismus unterwirft sich hier der Dramaturgie der Unterhaltungsindustrie. Das ist für viele Medienmanager notwendige Modernisierung oder gerne auch Professionalisierung. Deren einzige Währung ist die Klickzahl.
Der Spiegel stellt drei Fotos auf seine Titelseite. Man soll sehen: Da sind Schwerverbrecher, polizeilich erkennungsdienstlich behandelt. Bekannte Gesichter, ein ehemaliger Bundespräsident, ein ehemaliger Bundeskanzler und ein ehemaliger Bundesinnenminister. Wer im Innern das Gedruckte liest, wundert sich. Es liegt wenig vor. Ein kaukasischer Diktator hat verlockende Angebote gemacht. Die Drei haben aus unterschiedlichen Gründen abgewunken. – Das war’s.
Rummelplatzattraktion: Man stellt Prominente hinter eine bemalte Pappwand. Auf die Gesichter in ausgesägten Löchern darf jeder einen nassen Schwamm werfen. Wer öffentlich erkennbar wird, weil er ein Amt hat oder Verantwortung übernimmt, steht schnell am Pranger. Geringe Verfehlungen türmen sich gewaltig auf. Vergeben oder Vergessen wird – auch vom Publikum – nicht gewünscht. Es ist technisch auch unmöglich.
Machen Sie in Gedanken ein Experiment: Fette Schlagzeile auf Seite 1: „Welche Verantwortung trug Peter Müller zwischen 1933 und -1945?“. Der Fakt: „Er war noch nicht geboren“ wurde vergessen. – Seien Sie gewiss: An Peter Müller wird Makel kleben. „Wieso ‚Makel‘?“ fragt sich nur die NPD. „So sind die mit den großen Buchstaben“, könnte man abwinken. Wir haben doch die „Öffentlich-Rechtlichen“. Wir haben ja die tägliche „Talkshow“. Das Wort „Talk“-Show täuscht. Sie ist fast tägliche, schlichte „Opinion-Show“. Nicht Agorá, sondern Arena. Ihre Gladiatoren werden nach eingeschliffenem Profil ausgewählt. Nachdenkliches Abwägen oder sich vom Argument eines Kontrahenten überzeugen zu lassen, ist Regelverstoß. Der Moderator moderiert nicht. Er sucht den Dissens.
Diese „Gladiatoren-Kommunikation“ hat die Wahrnehmung vom Ziel parlamentarischer Debatte verdrängt. Nicht die gemeinsam tragbare Entscheidung ist Zweck, sondern „gut aussehen – Recht haben“. („Recht behalten“ ist weniger wichtig. Da schwächelt das mediale Gedächtnis.)
Das gesellschaftliche Bewusstsein wurde fast unmerklich verschoben. Debatten mit dem Ziel der Konsensfindung zum gemeinsamen Handeln wirken altmodisch. These und Antithese suchen die Synthese – erst recht. Die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Massenumschulung können wir nicht überschätzen.
Obamas Behauptung „Es gibt kein linkes oder rechtes Amerika, es gibt nur die Vereinigten Staaten von Amerika“. Das Gegenteil ist Realität geworden. Das gesellschaftliche Klima in den einst so pragmatischen Staaten wandelte sich grundlegend. – Wir sehen eine nie dagewesene Polarisierung. Auch erbitterten Kulturkampf. Der renommierte, sich „weltanschaulich neutral gebärdende“ Nachrichten-Sender CNN wurde vom radikal rechten Sender FOX und vom linken MSNBC aus der Marktführerposition verdrängt. Neutrale Moderatoren mag man nicht mehr. Politische Krakeler sind gefragt. Die Methode – Negativkampagnen – ist amerikanischer Alltag. Sie beschränkt sich dort längst nicht mehr auf die Wahlkampagne, sondern lähmt das politische Leben in Permanenz. Sie wird so zur Gefahr für das System schlechthin. Was in den USA passiert, ist für uns des Öfteren ein Frühindikator.
Anfang August konnte man über Tage keine Nachrichten aufnehmen, ohne auf „netzpolitik.org“ gestoßen zu werden. Ich will die Skandalchronik (Entlassung Bundesanwalt usw.) überspringen, obwohl die interessant wäre. „Netzpolitik.org“ wurde mit Anerkennungen überschüttet. Durch journalistische Herdensolidarität und Ermittlungsrummel flossen reichlich Spenden. „netzpolitik.org“-Macher sagten: „(FAZ.net 06.08.15) Man sei in den ersten Wochen nach der Veröffentlichung schon enttäuscht gewesen. „Die interessierte kein Schwein.“ Dann kam das Ermittlungsverfahren. Der „netzpolitik.org“-Vertreter triumphierte: Das Verfahren sei die höchste Auszeichnung, die ein investigativer Journalist in Deutschland bekommen könne. Er zog tatsächlich eine Parallele zur Spiegelaffäre von 1962.
Laut FAZ.online vom 06.08.15 definiert „netzpolitik.org“ sein journalistisches Credo recht originell: „Wir verstehen uns als journalistisches Angebot, sind jedoch nicht neutral. Unsere Haltung ist: Wir engagieren uns für digitale Freiheitsrechte und ihre politische Umsetzung … Ein Mittelding zwischen Medium und NGO, vergleichbar mit einer Mischung aus Greenpeace und TAZ. FAZ.online schreibt: „Tatsächlich begleiten und kommentieren die Blogger nicht nur … sie verfolgen eine eigene politische Agenda … Aufrufe zu Demonstrationen gehören dazu.“
Mit dem bisher gelehrten Verständnis von aufklärendem Journalismus hat das wenig zu tun. Der Grundsatz, der Hajo Friedrichs in den Mund gelegt wird, lautet: „Der gute Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten.“ netzpoplitik.org will politisch handeln. Mit einer Tochterfirma unter gleichem Dach macht man auch Wahlkampf für Politiker der Grünen. Hier will man nicht über Politik berichten, sondern politisch handeln. Nicht Chronist sein, sondern Akteur. Nicht neutral und objektiv, sondern zweckorientiert. Nach diesem Verständnis ist jeder Journalist, der sich dazu erklärt und in die Tasten greift. Presserechte, wie zum Beispiel das Zeugnisverweige-rungsrecht, sind durchaus relevante. Sie werden offenbar eingefordert, auch von denen, denen hergebrachte Grundsätze der Presse wenig bedeuten.
Selbstquälerisch stelle ich die Fragen: Ist der neue Markt für intentionale „Presse“ oder sogar radikale mediale Parteilichkeit auch durch das Versagen der etablierten Medien zu erklären? Wie viel Glaubwürdigkeitsverlust hat der vermeintlich wahrheitsverpflichtete Journalismus selbst verschuldet? Wodurch hat er den Ruf „Lügenpresse“ selbst befeuert?
Meine Damen und Herren,
Journalismus – „Wächter oder Schlächter? Ich würde es zwar nicht mit „ä“, aber zu oft mit „e“ schreiben. Das rühmliche Gegenteil – exzellenten Journalismus – gibt es auch, aber er erreicht weniger als je zuvor: Journalistische Qualitätsdifferenz als eine neue Form gesellschaftlicher Spaltung
Bevor ich mich weiter gehen lasse und uns suizidgefährde, will ich meinen Grundsatz nennen.
In der komplexen Welt, in der wir leben, brauchen wir kompetente und unabhängige Medien. Sie sind das Werkzeug einer konsistenten Welterfahrung. Sie sind Korrektiv für gesellschaft-liche und politische Fehlentwicklungen. Anders ist eine demokratische, offene und freie Bürgergesellschaft nicht möglich.
Ich sehe die gesellschaftlich wichtigste Funktion der Medien tatsächlich weniger in der Suche nach der eigenen Moral, sondern in der Schaffung von Transparenz und dadurch in der Kontrolle der Macht und der Mächtigen. Glaubwürdigkeit und der unbedingte Wille zur Wahrhaftigkeit sind als Elemente von Moral die entscheidende Basis.
Im Verhältnis mit und zu Medien habe ich alles erlebt. Ich habe skandaliert und wurde skandaliert. Als Wahlkämpfer ist man nicht begierig, Journalisten die Wahrheit zu erzählen. Später habe ich durch Instanzen prozessiert, bis klar war: Gegen mich veröffentliche Vorwürfe waren erfunden.
Meine Erfahrung: Kants kategorischer Imperativ – die Frage: „Was ist, wenn es alle tun?“ – ist in der Politik nicht verbreitet. Macht und Mächtige fürchten weniger das Gesetz. Sie fürchten Enthüllung von dem, was sie nicht enthüllt sehen wollen. Das diszipliniert. Der kategorische Imperativ der Mediengesellschaft ist die Frage: „Was ist, wenn es rauskommt?“
Ohne diese Bemerkungen könnten wir uns missverstehen. Ich will den axiomatischen Satz mit ein paar Strichen erläutern: Vor Zeiten genügte das Gespräch am Brunnen oder mit einem Reisenden im Gasthaus, um uns mit den nötigen Informationen zu versorgen. Die Eltern erklärten Hof oder Werkstatt, der Dorfschulze Oben und Unten. Der Pfarrer erklärte das „ganz Oben“ und „ganz Unten“. In geschlossenen Milieus hatte Jeder und alles seinen Platz. Die ferne Obrigkeit zog Steuern ein und verheerte zuweilen die Gegend.
In unserer Welt reichen Primärerfahrungen bei weitem nicht aus. Wir sind auf Sekundärerfahrungen angewiesen. Wir brauchen Medien. Sie sollen uns ein zutreffendes Bild unserer Welt vermitteln.
Jürgen Habermas definierte Öffentlichkeit als den Raum zwischen Privatbereich und staatlicher Macht. Er entsteht erst und nur dann, wenn man ihn beansprucht, besetzt und verteidigt. Wo dies nicht geschieht, schrumpft er. Er kann gänzlich verschwinden. Dann herrschen nicht freier Diskurs und kontroverse Suche nach Ausgleich. Dann herrschen obrigkeitliche Verlautbarung, Dekret, Befehl.
Ich ergänze: Es gibt eine zweite Möglichkeit, den „Öffentlichen Raum“ zu schrumpfen. Nicht durch Rückzug und Verzicht, sondern durch ohrenbetäubendes Geschrei, durch massenhafte Desinforma-tion fehlgesteuerter Medien. Sie halten sich für den „Spiegel“ der Welt. Die Metapher ist irreführend. Entscheidend ist: Wer hat den Spiegel in der Hand, wie geht er damit um? Worauf ist er gerichtet und worauf nicht? Wann vergrößert, verkleinert, verzerrt er die Realität? Welche Themen streift er nur, auf welchen verweilt er unsinnig lange? Welche Interessen stehen dahinter? – Wir glauben, alles mit „eigenen Augen“ gesehen zu haben und haben doch nichts Verlässliches erfahren.
Ich denke, wir können uns einigen:
Die Medien sind von konstitutiver Bedeutung für unser Gemeinwesen. Es muss uns interessieren, wie sie arbeiten und welche Leistungen sie erbringen. Es muss uns alarmieren, wenn sie ihren Job nicht tun. Sie sind zu wichtig, um sie sich selbst zu überlassen.
Dabei will ich nichts dämonisieren. Jeder Mensch macht Fehler, Journalisten nicht ausgenommen. Der Weise lernt aus Niederlagen.
Vier Sünden aus dem Beichtspiegel des politischen Journalisten erscheinen mir besonders bedenklich. Hier bedarf es der Reue und Umkehr.
1. Der Hype
Wir haben es erlebt, so extrem wie eigentlich noch nie. Monatelang beherrscht ein Thema die Öffentlichkeit: Griechenland. Berichte, Kommentare, Leserbriefseiten, TV-Magazine, Talkshows.
Europa leistete sich ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Finanz-Technokraten und sozial auffälligen Salon-Sozialisten mit Schillerkragen auf dem Motorrad. Gleichzeitig erwägen die Briten ihren Austritt aus der EU. Die TV-Scheinwerfer starrten beharrlich auf griechische Bankautomaten, obwohl ein Briten-Ausstieg der wirkliche Anfang vom Ende dieses Europas wäre.
Die Produktionsbedingungen der Medien-Branche fördern Verhalten, dem sich der einzelne Journalist kaum entziehen kann. Die Anbieter kämpfen um einen nicht mehr zu vergrößernden Markt. Verdrängungskonkurrenz erzeugt eine eigene Logik. Unter permanentem Echtzeitdruck bleibt wenig Raum für genaue Recherche. Kritische Überprüfung – auch der eigenen Kriterien – entfällt.
Die Folgen sind zu beobachten: Nicht die Relevanz entscheidet, sondern das Erregungspotenzial. Politische Vorgänge erscheinen in systematisch verzerrter Darstellung. Der Journalist wird Teil des Ereignisses. Er inszeniert mit. Strukturfragen werden personalisiert. Sie werden nach dem Muster privater Beziehungen gedeutet und psychologisch diagnostiziert. Berichte über wichtige Themen fokussieren auf parteipolitisches Gezänk und Geschacher.
Aus Information wird Infotainment. Das Ergebnis ist Wirklichkeitsverlust. Wir erleben nicht Vielfalt und diskursive Spannung, sondern Homogenisierung und „Mainstreaming“. Das Motto „mehr desselben“. Zu viele schreiben vom anderen ab und legen eins drauf. Nichtiges schäumt gewaltig. Sachthemen werden püriert. Gerüchte tunen sich zur Tatsachenbehauptung. Wer das Selbsterfun-dene später bei anderen liest, glaubt schließlich der eigenen Lüge.
Die Systemtheorie kennt das Phänomen. den sich selbst verstärkenden Regelkreis. Beteiligte Faktoren schaukeln sich gegenseitig auf. – Wir kennen das von schlechten Beschallungsanlagen. Das Mikrofon steht zu nahe am Lautsprecher. Der Ton heult auf bis zur Schmerzgrenze. Man sollte den Stecker ziehen.
2. Die Jagd
Die zweite Todsünde eines politischen Journalisten ist Jagdfieber. Reporter gieren nach dem ersten Foto, belagern das Haus des Opfers, des Täters, kämpfen um das erste Statement der Nachbarn und Freunde. Sie klettern in Bäume, steigen über Mauern, schleichen sich ein, stürmen den Schauplatz.
Die Opfer erleben eine Traumatisierung. Helfer müssen sich nicht nur um traumatisierte Opfer kümmern. Sie müssen nebenbei eine Horde internationaler Journalisten im Zaum halten. Die „Meute“ hat ihr Scheckbuch dabei. Der erste Schnappschuss wird hoch gehandelt. Die Exklusivstory darf was kosten. Nachbarn wittern das kleine Geschäft. Sie plaudern munter drauflos. Gierige Kameras und Mikrofone saugen alles auf.
Es fehlt nicht an Skandalierung: Karl-Theodor zu Guttenberg, Annette Schavan, Horst Köhler, Christian Wulff, Peer Steinbrück. Es geht mir nicht um Meinungen zur jeweiligen Affäre. Es geht um Methoden und Haltungen, die den Daseinszweck des politischen Journalismus beschädigen.
Während des Wahlkampfs 2013 konnte der FAZ-Journalist Nils Minkmar den sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten Steinbrück ein Jahr begleiten. Er hatte Gelegenheit, das Verhältnis von politischer und medialer Realität zu studieren. Sein Fazit: Sachthemen kamen so gut wie nicht zur Sprache. Man fokussierte auf die Person. Politik wurde Nebensache. Das Medienkarussell drehte sich mit schwindelerregender Geschwindigkeit. Es erzeugte einen Strudel, dem niemand entkommen konnte.
Jagdfieber macht blind. Menschen werden zum „Zielobjekt“. Sie werden „zur Strecke gebracht“. Mir gegenüber sprach ein bekannter Journalist (Bundesverdienstkreuzträger) – im nüchternen Zustand – davon, er wolle den „Fangschuss setzen“.
Äußerst bedenklich wird solches Verhalten, wenn die Justiz mitmacht. Es kommt vor, dass Polizeiaktionen der Presse angekündigt werden, damit sie rechtzeitig ihre Scheinwerfer aufstellt. Eine Hausdurchsuchung ist dann nicht mehr Hoheitsakt der Staatsgewalt, sondern Regieknüller einer Inszenierung. Anwälte sind gern „Star-Anwalt“. Zu ihrer Strategie gehört es, die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Wenn auch Staatsanwälte vor Prozessbeginn öffentlich ihre Beurteilung anbieten, wird es gefährlich. Theoretisch sind sie zur Unschuldsvermutung verpflichtet. Praktisch suchen sie nur noch nach Schuldbeweisen. Hoffentlich unbewusst wollen sie nicht das Recht zur Geltung bringen, sondern persönlich Recht behalten.
Auch hier ist die Rolle der Medien ambivalent. Sie spiegeln nicht nur, sie kreieren auch Ansichten der Bevölkerung. Sie nehmen für oder gegen den Beklagten Stellung. Das gewünschte Urteil wird lange vor Verkündigung herbeigeredet. Die Öffentlichkeit des Gerichtssaals ist eine andere als die mediale Öffentlichkeit. Noch sind laufende Kameras im Gerichtssaal verboten. Die Begehrlichkeit der Sensationspresse wird immer lauter. Dass es der weniger um Wahrheitsfindung geht, zeigt sich bei jedem Skandalprozess.
3. Der Kotau
Die dritte Todsünde des politischen Journalisten ist der „Kotau“, die Unterwerfung unter die subtilen Verführungen der Macht und des Geldes. Die moderne Macht arbeitet nicht mit Reichsparteitagen, Spitzelsystemen und Folterkammern. Sie hängt süße Fliegenfänger in die Landschaft. Sie wartet geduldig ab. Sie begrenzt die Freiheit nicht durch Attacke, sondern durch Umarmung.
Den Zugang zu Schmuddelecken der Macht müssen sich Journalisten erkämpfen. Man verweigert Auskunft. Man leistet hinhaltenden Widerstand.
Aber es gibt auch die andere Seite. Journalisten haben freien Zugang zu den großen Inszenierungen. Sie werden mit Hochglanzbroschüren überschüttet. Sie sind gern gesehene Gäste der Kongresse, Bälle und Partys. Man bittet sie zum „Hintergrundgespräch“ und nachher zu Tisch. Solcherart hofiert erliegen schwache Charaktere der Vorstellung, sie selbst seien Teil des Systems. Sie sind stolz auf gute Kontakte zu Unternehmensführern, Ministern, und „eingeweihten“ Kreisen.
In einer durchkommerzialisierten Branche ist das Berufsethos des Journalisten gefordert. Anzeigen und Abonnenten-Zahlen schwinden. Da überlegt man es sich, ob und wen man verärgern will. Unter der Überschrift: „Journalisten glauben nicht an ihre Zukunft“ wurde am 6. August 2015 eine Umfrage veröffentlicht. Auftraggeber war das Branchenportal „newsroom“. Hier ein paar ausgewählte Ergebnisse:
– 89,6 % beklagen, dass umfassende Recherchen durch Zeitdruck verhindert werden.
– 79 % beklagen Qualitätseinbußen der journalistischen Produkte.
– 82,3 % beklagen Budgetkürzungen.
– 93 % befürchten, dass Glaubwürdigkeit der Medien dadurch sinke, weil Werbung und PR zunehmend Einfluss auf Inhalte bekämen.
– 70,2 % klagen darüber, mehr vorformuliertes Material zu veröffentlichen.
– 50,4 % sehen ihren Arbeitsplatz unmittelbar gefährdet.
– Weitere 26 % sehen ihn wenigstens zum Teil gefährdet.
– Also 76,4 % fürchten um ihren beruflichen Status.
Wenn man die Macher fragt, sieht die Zukunft verschiedener Mediengattungen düster aus. 94,8 % erwarten weitere Einbrüche bei den Tageszeitungen.
Der Untertitel der Studien lautet übrigens über diese Mediengattungen: „Auf der roten Liste“. 70,6 % gehen davon aus, dass Wochenzeitungen verlieren werden. 65,5 % glauben, Publikumsmagazinen stünden harte Zeiten bevor.
Die TV-Sender des öffentlich-rechtlichen Bereiches kommen besser weg. Der Gesetzgeber sorgt mit einer Quasi-Steuer für deren Grundversorgung. Wachstum erwarten 76 % bei den Blogs, 81,7 % im Social Media-Bereich, 88,5 % im Internet-TV.
Frei nach Luther frage ich: „Wie soll ein verzagtes Hirn einen brillanten Gedanken lassen?“ Die Journalisten-Gewerkschaften propagieren Quantität als Qualität. Es wird anders kommen. Die Zukunft des Journalismus und der Journalisten liegt in Exzellenz. Wie der originelle Künstler wird sich der begabte Journalist durchsetzen. Der Nachrichtenjournalismus wird zunehmend maschinelle Tätigkeit sein.
Es gibt erste Modelle, wie sich der investigative und aufklärerische Journalismus von Marktzwängen lösen kann. Die Brost-Stiftung, in der ich Verantwortung trage, finanziert angelehnt an amerikanische Beispiele unabhängigen und aufklärerischen Journalismus. Sie können das unter dem Stichwort CORRECT!V finden. Ein interessantes Zukunftskonzept.
Es gibt nicht nur eine Wahrheit und ganz sicher viele Arten von Lügen. Man muss Mächtigen nicht nach dem Munde reden. Man kann ihnen auch nach dem Ohre schweigen.
Bevor er sein Nachtgebet spricht, sollte der Journalist sich fragen: Habe ich nachgefragt, wenn immer mehr Staat weite Teile der Gesellschaft besetzt, wenn er regelt, was Bürger selber regeln können, wenn er bevormundet, wo Bürger selber den Mund aufmachen können? Bin ich Wortfüh-rern in Politik, Wirtschaft, Gewerkschaft und Interessenverbänden auf den Leim gegangen? Weil ich ihre Designer-Statements ungeprüft übernommen habe? Weil ich gern mit den Würdenträgern in der ersten Reihe sitze? Weil ich im Mainstream mitgeschwommen bin? Weil ich die Leute buchstäblich hinter mir gelassen habe?
Gehören Journalisten in die erste Reihe? Wer vorne sitzt, hört schlecht, was hinter ihm gesprochen wird. Er hört gar nicht, was geflüstert wird. Während sich die Akteure im politischen Ring abrackern und sich gegenseitig das Gesicht demolieren, können sie sich zurücklehnen und Noten verteilen.
Medien und Politik sind aufeinander angewiesen. Sie spielen im gleichen Stück und vor dem gleichen Publikum, aber in verschiedenen Rollen. Wenn sie sich zu einig werden, erlahmt die Handlung. Sie können sich aber auch gegenseitig die Rollen streitig machen.
Das bringt mich zur vierten Todsünde des politischen Journalisten:
4. Der Wille zur Macht
Beim Wahlkampf 2013 wurde ein Phänomen besonders deutlich, das in der „Mediendemokratie“ von wachsender Bedeutung ist. Das Ziel maßgeblicher Journalisten war nicht, die Kanzlerkandidaten nach ihrem Programm zu fragen und das Erkenntnisinteresse des Wählers zu bedienen. Sie mischten sich selbst in den Prozess der Machtbildung ein. Als Kirchenmänner „Wahlempfehlungen“ gaben, wurde das heftig angegriffen. Gewerkschaften hat man das verziehen.
Ich zitiere Thomas Meyer, emeritierter Professor für Politikwissenschaft und Chefredakteur der Zeitschrift „Frankfurter Hefte“: „Bei einer zentralen Gruppe von Alphajournalisten ist eine Erosion essentieller professioneller Maßstäbe zu beobachten. Sie agieren längst, als hätten sie ein privilegiertes politisches Mandat.“
Den Tiefstpunkt leistete sich nach Meyer’s Ansicht damals „Der Spiegel“, als er den „ohnehin ins Elend heruntergeschriebenen Kandidaten wie einen Psychopathen auf die Couch legte, um ihm seine politische Unfähigkeit und charakterliche Untauglichkeit pseudo-wissenschaftlich zu beschei-nigen. Der politische Gehalt dieser Aktion war gleich Null. Es ging ihnen darum, den Wähler als Souverän des demokratischen Prozesses zu entmachten und ihm in der Wahlkabine die Hand zu führen.
In autoritären Systemen ist Journalismus ein homogener Block. In einer multipolaren Gesellschaft entfaltet er sich in einem weiten Spektrum von Kompetenz, Profil, Temperament und Charakter. Die Pluralität des Informationsangebotes steht für den Anspruch des Bürgers auf politische Selbstbe-stimmung.
Dem „Veröffentlichungsmonopol“ steht kein adäquater Kontrollmechanismus gegenüber. Das wäre so lange erträglich, wie freiwillige Selbstkontrolle greift und Fehlentwicklungen vermieden werden. Öffentlichkeit hat die neuen medialen Risiken noch nicht wirklich erkannt. Die Politik ist noch auf die alten Medien fixiert. Das Netz entwickelt sich archaisch. Grenzüberschreibung jeder Art ist Prinzip.
Die hohe Komplexität politischer, ökonomischer und sozialer Problemstellungen überfordert und ermüdet große Mehrheiten der Gesellschaft. Wer will heute überhaupt noch ein politisches Handlungskonzept als richtig oder falsch bewerten? Als „irgendwie richtig“ erscheint, was Komplexi-tät reduziert, sie in Schlagworten, fetten Schlagzeilen, Worthülsen und Vorurteilen scheinbar auflöst.
Guter Journalismus fühlt sich der Aufklärung verpflichtet. Er traut sich zu, Fakten und Kriterien zu finden, die sinnvolles Handeln ermöglichen. Er unterstellt einen mehr oder minder vernünftigen Politikbetrieb. Wo es ihn noch gibt, kämpft er ziemlich chancenlos gegen das Massenbündnis unkritischer Nutzer mit der Verblödungsindustrie.
Ein Journalist, der sich als Kopolitiker gebärdet, gibt sich selber auf. Er ist gleichzeitig Ankläger, Verteidiger und Richter. Er entwickelt Immunabwehr gegen Kritik. Die erscheint ihm als „Angriff auf die Pressefreiheit“ oder innere „Wehrkraftzersetzung“. In einer Minute des Innehaltens könnte er jedoch entdecken, dass er sich damit selbst entwertet. Er ist zu Größerem berufen. Das Bewusstsein von der Machbarkeit der Verhältnisse ist schließlich der Beginn jeder Aufklärung.
Was ist zu tun?
Zensur oder andere Machtspielchen kommen nicht in Frage. Sie wären eine Art Selbstmord aus Todesangst. Ein Wandel kann nur Strukturwandel sein.
Der freilaufende Pegida-Demonstrant sieht das anders. In seinem Bilderbuch sitzen abgefeimte Journalisten an ihren Schreibtischen und überlegen sich jeden Morgen, welche Lügen sie im Laufe des Tages verbreiten können. Er marschiert wütend los und verbreitet seine eigenen Lügen über Asylbewerber. Er kennt keinen einzigen. Er redet in Kameras über Flüchtlinge, die er für ihr Schicksal persönlich verantwortlich macht, und über Integrationsprobleme, zu deren Lösung er noch nie einen Finger gerührt hat.
Auch ein objektives Bild der Wirklichkeit trifft auf subjektive und selektive Wahrnehmung. Das erlebt jeder Richter, wenn er Zeugen befragt. Das erlebt jeder Redakteur in der Zuschauer- oder Leserpost. Auf ein und dieselbe Sendung oder Artikel kommen Reaktionen, die sich diametral widersprechen. Man kann den Leserbrief des einen mit dem des anderen beantworten.
Das Wort „Wahr-Nehmung“ trifft es genau: Wir sind nicht passive Empfänger, sondern aktive Nehmer.
Eine Anekdote von Friedrich Torberg: Die aufgebrachte Delegation einer Partei drang ins Büro des Herausgebers und beschwerte sich über einen kritischen Artikel der Zeitung. Der Mann hörte geduldig zu. Dann sagte er: „Liebe Leute, ihr müsst das verstehen. An manchen Tagen geht es bei uns drunter und drüber. Da kann es wirklich mal passieren, dass einer die Wahrheit schreibt.“
Der Medien-Adressat ist Leser, Hörer, Zuschauer oder User zugleich. Er existiert im Medienverbund. Er liest Zeitung, sieht fern, geht ins Kino, ins Netz oder kauft Bücher, und mancher liest sie sogar. Er bleibt ein unteilbarer Mensch und hat mehr als zwei Seelen in seiner Brust. Die zunehmende Unschärfe zwischen zwei Seelen kann man vergrößern oder verringern. Man kann die Realität zynisch, hemmungslos und interessengeleitet vernebeln. Man kann sich ihr aber auch rational, professionell, analytisch, unabhängig und verantwortlich nähern.
Ein paar Vorschläge zum Besseren:
Professionalisierung. Sie ist durch explosive Ausfaltung des Mediensektors nicht entbehrlicher geworden. Sie ist wichtiger denn je. Auch Leser und Zuschauer müssen sich professionalisieren. Ein medienkundlicher Analphabet bleibt immer fremdbestimmtes Objekt.
Widerstand gegen totale Kommerzialisierung. Nachrichten sind Ware, aber nicht nur. Der politische Raum ist kein Supermarkt, wo man sich nur sein persönliches Müsli zusammenstellt, wo man nur noch hören und lesen will, was man schon kennt.
Ohne Debatten keine Demokratie. Wichtige Wahrheiten sollten Verbreitung finden. Irrelevantes wird aufgedrängt.
Gutes darf etwas kosten. Echte Reportagen und aufklärerische Berichte brauchen Zeit, Können und Ausdauer. Eine gute Recherche, eine stichhaltige Enthüllung, eine gründliche Analyse muss man sich besorgen wie ein Wertobjekt.
Höflichkeit. Anarchische Verwilderung und Infamie fördern den Zerfall der Gesellschaft. Verlude-rung ist kein Bio-Siegel. Wer nur die Toilettentüren aushängt, bringt noch keinen neuen Menschen hervor. Formverlust war früher Provokation und Kennzeichen aller Revolten und Sezessionen. Heute sind die letzten Möglichkeiten der Niveauabsenkung erschöpft. – Die wachsende Dichte und Verflechtung aller Vorgänge in der Welt zwingen zu neuen Umgangsformen.
Praktische Reformen. Sie können das Problem nicht einfach lösen, aber eine Schubumkehr bewirken.
• Große Medienhäuser können im eigenen Blatt oder Programm schwere Fehlgriffe auf-arbeiten. Richtigstellung und Entschuldigung sollten selbstverständlich sein. Eine „Glashaus“-Sendung wie sie der WDR einmal in seinem Dritten Programm hatte, ist nicht Nestbeschmutzung, sondern Hausputz.
• Eine jährlicher „Bundespressetag“, meinetwegen vor dem „Bundespresseball“, als Be-gegnung der Branche mit sich selbst, aber auch mit externer Kritik aus Wissenschaft und Politik könnte die eigene Arbeit evaluieren.
• Warum nicht einen oder zwei der begehrten Theodor-Wolff-Preise für journalistische Selbstkritik reservieren?
Harmlose Vorschläge als erste Schritte auf einem richtigen Weg.
Ein Buchtitel nannte Journalisten die „Souffleure der Mediengesellschaft“. Im Deutschen hat das einen Ruch von „einflüstern, vorsagen, manipulieren“ der öffentlichen Meinung. Das französische „souffler“ bedeutet jedoch „atmen“. Der gute Journalist ist ein guter „Atmer“. Er atmet mit der Gesellschaft, in der er lebt. Er kennt ihre Gerüche, hat die wichtigen Themen in der Nase und diese im Wind. Der Leser spürt: Ein gelungener Artikel entlässt ihn nicht dümmer als er vorher war. Er vernebelt nicht, sondern schafft Durchblick. Er macht nicht nieder, sondern richtet auf. Sein Leuchtturm steht nicht auf dem Schiff. Er ankert nicht an sich selbst.
Auf die Gefahr, dass Sie mich für einen Träumer halten, schließe ich mit „Zehn Geboten“ für einen verantwortlichen Journalismus:
1. Verbrauche nicht mehr Glück als Du selbst erzeugst!
2. Mache keinen Menschen zum Objekt materieller Interessen!
3. „Glaube jedem, der die Wahrheit sucht. Glaube keinem, der sie gefunden hat.“ (Tucholsky)
4. Schütze die Menschen- und Freiheitsrechte, wo immer sie bedroht sind!
5. „Der, auf den alle einschlagen, er habe bei Dir Frieden.“ (Lessing)
6. Jedes Ding hat zwei Seiten, meistens noch eine dritte!
7. Das Gegenteil der Wahrheit ist auch nicht ganz falsch!
8. Wenn Dir Vergleiche trefflich erscheinen, / sie hinken vielleicht auf beiden Beinen.
9. Die menschliche Klugheit ist eine Falle. Die Wahrheit geht nicht hinein.
10. „Liebe! – und dann tu, was Du willst!“ (Augustinus)
Ich danke Ihnen.