,,Heimat Ruhr – vor Ort mit Peter Lohmeyer, Rathaus Galerie Essen, 2. Oktober 2024

Heimat Ruhr
vor Ort
mit Peter Lohmeyer
in der
Rathaus Galerie in Essen

Grußwort
Prof. Bodo Hombach

2. Oktober 2024

Verehrte, liebe Gäste und Aktive,

eine Ankündigung ist falsch: Ich leite nicht ins Thema ein. Solche Anmaßung fiel den hier versammelten Kennern auf.
Ich darf den Anpfiff machen. Fußball ersetzt für manche beinahe Religion. Deren Gott ist rund und aus Leder. Nirgendwo wird heftiger: gehofft, gejubelt, gelitten als in der Kathedrale des Stadions. Es beginnt mit dem feierlichen Einzug. Man singt liturgische Lieder, Glaubensbekenntnisse, Litaneien. Die Hohepriester der Truppe zelebrieren ihre Rolle. Fans geraten in Ekstase. Es gibt Pilgerfahrten, Reliquiensammler.
Wir sehen Wunderheilungen im Strafraum: Ein Spieler ist dramatisch zusammengebrochen. Der Schiri hat‘s nicht gesehen. Der Versehrte springt auf und läuft los, als sei nichts gewesen. Fettnäpfchen, in die man landen kann, sind aufgestellt. Ich war mal drin.

Als Nicht-Experte spüre ich beim Derby: Das gute Spiel macht mir Freude – egal, wer es gewinnt. Vor Jahren gab es ein ökumenisches organisiertes Treffen von Schalke und BVB Fans. Auch ich saß zwischen beiden Maskottchen im Podium. Im Gespräch gestand ich, dass ich Mitglied in beiden Vereinen sei. Das war ein Verstoß gegen die Kardinaltugenden der Fan-Gemeinden. Manchen gar Todsünde. Beide Gruppen murrten heftig. Ich war Renegat und Agnostiker, ein religiös und regional „vaterlandsloser Geselle“.

Ich beichtete und rechtfertigte: Der Initiativkreis Ruhr bündelt die wichtigsten Unternehmen des Reviers. Zwei Perioden war ich dessen Vorsitzender. Die Fußballvereine sind längst wichtige Wirtschaftsfaktoren. Es gelang mir, Schalke und den BVB an Bord zu holen.
Als Geste stieg ich dann bei beiden ein. Als lässliche Sünde wurde das nicht akzeptiert. Ich wehrte ich mich: „Leute, bleibt ruhig, gewinnt erst einmal gegen München!“.
Die Stimmung hob sich. Später, sozusagen in der Verlängerung, setzte ich einen drauf. „Euer Tabellenplatz ist ja eher volatil. Ich habe einen naiven Traum von ewiger Seligkeit. Fusioniert doch zu einer Ruhrgebietsmannschaft. Dann steht ihr immer auf Platz eins vor München.
Ein „Flankengott“ war damals im Publikum.
Herr Rüdiger Abramczik meldete sich, gab Flanken- und damit Personenschutz. Ich freue mich sehr, ihn heute erleben zu dürfen!
Im Namen der Brost-Stiftung danke ich ihm und den Initiatoren für das 3. Treffen dieses Formates. Es hat eine inspirierende Idee.

So beginnen gute Traditionen. Herr Peter Lohmeyer ist übrigens einer der vier großartigen Schauspieler, die in diesem Jahr den Brost-Ruhrpreis auszeichnen. Sie haben richtig gehört. Ein Preis ist nur so viel wert wie seine Träger. Die Trophäe wurde vom Bildhauer Herrn Kiel gestaltet. Er arbeitet gerade für uns mit einem indigenen Künstler an einer aussagekräftigen Skulptur. Die wird auf einer Berghalde stehen und eine Landmarke sein für die Kreativität des Reviers.

Und nun endlich: Anstoß!