Diskussionsveranstaltung: Heimat Ruhr „vor Ort“ – 8. Mai 2024 – Bongardstraße, Bochum

Diskussionsveranstaltung: Heimat Ruhr „vor Ort“

Begrüßung:
Prof. Bodo Hombach

8. Mai 2024

Verehrte Damen und Herren,

„Heimat-Ruhr – Vor Ort“ – Der Titel beschäftigt mich.

Ich weiß noch: „Vor Ort“ bezeichnete dem Bergmann das Ende des Stollens. Dort riss er das „Schwarze Gold“ aus der Erde. „Vor Ort“: Das war die wandernde Grenze in die Tiefe. Ein Ort des Lebensunterhaltes und der ständigen Gefahr. Was bedeutet „Heimat“ für die, die das halbe Leben „unter Tage“ verbrachten? Die Heimat der „Pöttersleute“ war sicher nicht der „schönste Wiesengrund“. Es war nicht das dahinschmelzende „Heimat, deine Sterne“ der Comedian Harmonists.

„Meiner Heimat Haus“ ist nicht für alle das gleiche Haus. Gerade hat das Museum Morsbroich in Leverkusen eine Ausstellung eröffnet. Ihr Titel: „Es gibt kein Wort … Annäherungen an ein Gefühl.“ Fünf Künstler zeigen Arbeiten zum Thema „Heimatgefühl“. Sie kommen nicht aus uns vertrauter Gegend. Sie stammen aus der Ukraine, Russland, Israel… Ich vermute: Die Heimat des Künstlers ist seine Kunst. Der Filmemacher Edgar Reitz hat den Begriff „Heimat“ rehabilitiert. Nach Missbrauch im „Dritten Reich“ war der verschüttet. Er erschien für immer unbrauchbar.

Am Ende von drei monumentalen Fernsehserien klang das Fazit resigniert: „Heimat ist immer etwas Verlorenes, eine Sehnsucht, die sich nie erfüllen lässt.“ Schuberts „Wanderer“ brachte es schon in der Romantik auf den Punkt: „Dort, wo du nicht bist, da ist das Glück.“

Am Begriff „Heimat“ erscheint uns alles unbestimmt. Sie macht uns aus, aber sie gehört uns nicht; sie ist uns vertraut, aber schwer definierbar. Sie ist etwas Persönliches, aber zugleich Teil einer kollektiven Fantasie.

Wir suchen typische Eigenschaften zwischen Duisburg und Dortmund, Bottrop und Hagen. Die werden längst von den Milliarden Tentakeln der WLAN-Kultur nivelliert und ausgesogen. „Meine Heimat ist, wo ich WLAN habe“, wird Mustermann zitiert. Wir brauchen kreative Lust, „im Nebel zu wandern“, wie es Hermann Hesse sagte.

Die Brost-Stiftung dachte: Wo Wortklauber und Begriffsstutzer versagen, wo ideologisierte Politik Schaden anrichtet, da ist die Kunst hilfreich! Eine Installation von Marcus Kiel, eine Performance zweier großartiger Schauspieler wie Peter Lohmeyer und Dietmar Bär wird uns Sinne öffnen, ohne den Verstand einzuschläfern. Schauen wir mal!

Klar ist: Am Ende werden wir klüger sein als wir es gerade sind. Dafür vorauseilenden Dank!