Eröffnung der Foto-Ausstellung von Till Brönner „Identity – Landscape Europe“ – Ludwig Museum, Budapest, 13. April 2024
Begrüßung:
Prof. Bodo Hombach
Vorsitzender des Vorstandes
13. April 2024
Verehrte Damen und Herren,
das waren großartige Einführungs- und Willkommensworte.
Ihnen, verehrte Frau Direktorin Dr. Fabenyi, habe ich speziell zu danken. Mit unserem Freund, Herrn Prof. Dr. Smerling, haben Sie die Hauptlast der Vorbereitung getragen. Es ist Ihnen großartig gelungen.
Dank dem Herrn Generaldirektor des Palastes der Künste. Ihnen gilt erfreute Anerkennung und Respekt.
Auf die Worte des Herrn Botschafter freue ich mich. Er fand Gehör und Anerkennung in unserer Republik.
Welch wunderbarer Ort der Verbundenheit. Brücken brauchen Pfeiler. Irene und Peter Ludwig waren welche. Deren Großzügigkeit hat auch in meiner Heimat eine Kathedrale für Kunst geschaffen. Die 500 Millionen Menschen Europas sprechen 150 unterschiedliche Sprachen. Kunst spricht alle Sprachen. Sie baut Brücken.
Überheblichkeit und Besserwisserei vertiefen Gräben. Respekt und Toleranz sind Basis der europäischen Idee. Das Multitalent Till Brönner ist auf Brückenbau-Mission – auch für unsere Ruhrregion. Von Duisburg über Kattowitz nach Budapest. Damit ziehen wir eine bemerkenswerte politisch-geografische Kraftlinie.
Wer in Europa für bürgerliche Freiheit kämpfte, hatte den Freiheitsdrang der Ungarn oder auch Polen zum Vorbild und Partner. Der gesellschaftliche Dialog, der durch künstlerische Impulse ausgelöst wird, ist ein Ziel der Brost-Stiftung. Das ersetzt keine kluge staatliche Diplomatie, hilft aber dabei, dass Völker sich nicht weiter entfremden.
Dieser wunderbare Ausstellungsort und die typische ungarische Gastfreundschaft sind besonderer Grund unserer Freude und meines Dankes. Ein weiterer Grund ist der bemerkenswerte Zeitpunkt. Aufgrund gleichberechtigter Rotation übernimmt Ungarn in elf Wochen und einem Tag den Vorsitz im Europäischen Rat. Und das drei Wochen nach der 10. Direktwahl des Europäischen Parlamentes.
Kunst überschreitet leichtfüßig Grenzen. Das belebt und vermittelt die europäische Gemeinsamkeit in Vielfalt statt Einfalt. Gemeinsamkeit bei gleichzeitiger Vielfalt und Unterschiedlichkeit ist ein faszinierendes Thema. Das verkörpert die Essenz menschlicher Interaktion und Zusammenarbeit.
Masse und Individuum.
Mein Lieblingsfoto in der Ausstellung zeigt tausende Fußball-Fans in der Dortmunder Stadion-Südkurve. Alle blicken in die gleiche Richtung. – Alle nicht. – In der Mitte steht einer und schaut in die Gegenrichtung. Alle „blicken“. Einer „schaut“. Nicht eingenordet von Stimmungen und Stimmungsmachern. Er traut sich was. Es schafft Spannung, gegen die Masse zu schauen. Er schaut in ihre Gesichter, nicht auf tausend Hinterköpfe. Er zeigt damit auch sein Gesicht. Nicht geschützt durch Gleichschritt und Sprechchor, sondern offen, individuell, mutig.
Till Brönner erwischt diesen Augen-Blick. Nicht die Kamera hat es gemacht, sondern der Mensch, der dahintersteht. Ein solches Foto ist nicht nur belichtetes Papier. Es ist eine Metapher. Die lädt den Betrachter ein, ihr seinen eigenen Sinn zu geben. Das kann anstrengen. Es kann sogar provozieren.
Aber nur, wer gegen den Strom schwimmt, kommt zur Quelle. Individualität in großer Gemeinschaft. Das Bild ist zugleich Botschaft für ein kollektives Lebensgefühl in der Summe kultureller und gesellschaftlicher Strömungen. Es ist auch der trotzig-geduldige Versuch, Menschen grenzüberschreitend zusammenzuführen, die sich nicht im aktuellen Verhau politischer Konflikte verlieren wollen.
Kunst lässt sich nicht einfangen und an die Kette legen. Sie hilft uns gegen Angstlust und aus der Verfeindungsfalle. Unter dem Radar politischer Spannungen gelingt Gemeinsames. Das macht ideologisch gepolte Spießer wütend, aber wir verspüren dabei fidele Freude.
Liebe Gäste, ich freue mich auf das, was wir noch hören und sehen werden.
Ich danke Ihnen und schalte auf Empfang.