Deutschlandpremiere: „Sturm des Manaslu“ – Astra Filmtheater, Essen, 13. Februar 2024

Grußwort:
Prof. Bodo Hombach

13. Februar 2024

Verehrte Frau Messner, verehrter Herr Messner!
Verehrte Frau Becker, verehrte Damen und Herren,

es geht mir wie Ihnen. Gespannte Erwartung auf den filmischen Ausläufer des „Sturm am Manaslu“.

Die Einleitung gebührt dem Bezwinger. Ich mache eine kleine „Wortfeldübung“ über eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Reinhold Messner! Das ist nicht nur ein Name. Das ist ein Konzept, ein Programm. Das ist Sprache mit eigenem Vokabular. Das macht es so auf- und anregend. Das lohnt die Begegnung. Danach ist man selbst ein anderer. Solche Zeitgenossen sind äußerst selten und sehr kostbar. Herzlich willkommen, Herr Messner!

Ihr Geheimnis motiviert. Der Gipfelstürmer. Kampf mit der Gravitation und der grausamen Physik der Achttausender. Unser Gast hat es den höchsten Gipfeln und uns gezeigt. Da hat kein leichtsinniger „Draufgänger“ den Kampf aufgenommen. Nicht mit Lebensgefahr geprotzt. Messner war im Gespräch mit dem großen Schweigen. Er war in Gesellschaft mit der ungeheuren Einsamkeit. Messner verstand das bis dahin Unverstandene. Den kleinen Südtiroler Reinhold trieb anschwellende Sehnsucht auf die umschließenden Gipfel. Die behüten und bedrohen. Die vergolden sich am Morgen und Abend. Ein Horizont nach oben. Eine Herausforderung!

Aber: Die höchsten Berge bedingen die tiefsten Täler. Ohne die sind sie nichts. Wer von da oben ins Tiefe zurückkehrt, hat einen neuen Blick. Die Heimkehr ins menschliche Habitat zeigt dieses mit neuer Klarheit – in seiner Kostbarkeit, auch Verwundbarkeit. Es prägt einen weisen Maßstab.

Wir ahnen es. Er weiß es. Es ist merkwürdig, dass es uns gibt. Aus Katastrophen wurde gelernt. In Messners alpiner Heimat gibt es den „Bannwald“. Die kluge Namensgebung soll ihn quasi magisch bewahren. Das garantiert Überleben. Er steht über den Dörfern und fängt Lawinen ab. Der Nutzung entzogen.

Nutzen heißt auch beschädigen. Wenn man damit anfinge, ginge das Bewusstsein von der Magie seiner Bedeutung verloren. Dann wird das Leben lebensgefährlich. Eine Weile mag das gutgehen. Eines Tages rast die Lawine runter. Und dann – wie immer – fühlt sich keine Schneeflocke verantwortlich.

Verehrte Gäste,
diese Metapher wird uns nicht melancholisch stimmen. Reinhold Messners Film ist Rekonstruktion eines großen Abenteuers am Limit. Trotz tragischer Aspekte ein Argument für den Mut zur Freiheit. Über sich selbst hinaus wachsen – mehr Leben geht nicht! Freuen wir uns auf Herrn Messner.

Ich danke dem Moderator, Herrn Schneider, und allen, die dieses Treffen gewollt, organsiert und realisiert haben. In einer Stunde werden wir klüger sein, als wir es jetzt sind.
Auch dafür vorauseilenden Dank.