„Zukunftsforum NRW-Niederlande“– Nordwijk, 13./14. November 2023
Begrüßung:
Prof. Bodo Hombach
13. November 2023
Verehrter Herr Ministerpräsident Wüst,
verehrte Frau Ministerin Adriaansens,
verehrter Herr Minister Dr. Optendrenk,
Exzellenz, verehrter Herr Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Balkenende,
verehrter Herr Ministerpräsident a.D. Laschet,
verehrter Herr Staatssekretär van Rij,
verehrter Herr Botschafter Dr. Nunn und Vorgänger Herr Brengelmann,
verehrte, liebe Damen und Herren!
Trotz der Endphase des hiesigen Wahlkampfes haben wir eine eindrucksvolle, fast einschüchternde Teilnehmerliste. Jeder und jede hat eine persönliche Begrüßung verdient. Zeitökonomie zwingt trotz Protokoll zur Sparsamkeit. Seien Sie deshalb von der Brost-Akademie alle besonders herzlich gegrüßt und gewürdigt. Das ist mir Freude und Ehre.
Sie kennen sich selbst, und wir brennen darauf, einander kennen zu lernen und zu hören. Was vorwegzunehmen oder voreilige Bilanz gehört sich für ein Grußwort nicht.
Kein natürliches Hindernis zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden verstellt den Blick. Es gibt eine große und wachsende Schnittmenge der Interessen. Man ist einander so nah, dass man sich manchmal fast schon vernachlässigt. Das geht nicht gut, selbst nicht in guter Ehe.
Weitblick übersieht manchmal das Naheliegende. Man braucht eine „Gleitsichtbrille“, um alles scharf zu sehen. Auch die liebenswürdigen Fehler und die unausstehlichen Tugenden.
Der deutsche Impressionist Max Liebermann verbrachte viel Zeit hier, direkt nebenan. Die Weite und Offenheit der Strände nannte er „Badekur für den inneren Menschen“. Unsere Länder sind ein besonderes Stück „Europa“. Die EU muss auch die stärker überzeugen, die regionale Vielfalt nicht freut, sondern erschreckt.
Fast 2000 Jahre hatten wir zu viel Geschichte für zu wenig Geografie. Es fällt auf, dass die Niederländer wenig Lust auf kriegerische Methoden haben. Ich denke, ein Grund ist: Sie haben seit Jahrhunderten einen gewaltigen und gefährlichen Gegner. Neben dem sitzen wir gerade: das Meer! Da vergeudet man keine Energie an aggressives Imponiergehabe.
Unser Gastland hat eine der ältesten Nationalhymen der Welt. Irgendwann zwischen 1568 und 1572 hat der Autor Valerius als erste Zeile geschrieben: „Wilhelmus von Nassauen bin ich aus deutschem Blut“. Hier cancelt man keine Strophe.
Das Rot-Weiß-Blau war übrigens die erste „Dreifarben“-Flagge der Geschichte. Die stand für erkämpfte Freiheit. Daraus machte die Französische Revolution ihre „Trikolore“.
Als der Stahlkonzern Hoesch sich mit Koninklijke Neederlandse Hooghovens verbündete, schenkten die Dortmunder ihrer Belegschaft eine „Gebrauchsanweisung“, um vom Nachbarn das Lernen zu lernen. Ich habe sie im Antiquariat gefunden. Der Titel des Büchleins ist: „Das gute Maß“. Ein schönes Motto für ein gemeinsames Zukunftsforum.
Dieses erste Treffen soll ein Auftakt sein. Der Herr Ministerpräsident hat seine Schirmherrschaft für die nächsten zwei Treffen schon zugesagt. Wir können pragmatische Anregungen geben für kurze Wege, für gute Ideen. Lange bevor die Politik Gesetze macht und Institutionen knirschend in Bewegung kommen, können wir Ideen abstimmen. Bedarf und Bedürfnisse artikulieren, Konzepte skizzieren. Auch – wenn nötig – auf die Bremse steigen, wenn das theoretisch Wünschbare die Realitäten überrollen will.
Erfahrungstransfer belebt. „Gute Beispiele verderben schlechte Sitten. „Gegen zu hohe Erwartungen erzähle ich die Geschichte von dem Löwenjäger. Als der von der Safari zurückkehrt, hat er keinen Löwen erlegt. Die Kameraden verspotten ihn. Das muss er hinnehmen. Aber er sagt „Bei Löwen – liebe Leute -, bei Löwen – ist keiner schon viel.“
Ich danke allen, die dieses Treffen gewollt und ermöglicht haben. Ich danke Ihnen, die Sie es mit Leben erfüllen. Immer wenn ich in die Niederlande reise, habe ich ein gutes Gefühl. Morgen Mittag werden wir klüger sein, als wir es jetzt sind. Dafür vorauseilenden Dank.
Ich übergebe an die Vorsitzenden.