7. Deutsch-Chinesisches Akademisches Forum, Shanghai „Strategies for a better working World – Cooperation between China and Germany“ 12.-13. November 2019

Abschlussrede
Prof. Bodo Hombach

12-13 . November 2019

Verehrte Damen und Herren,
liebe alte Freunde, liebe neue Freunde und liebgewonnene Persönlichkeiten!


Ein Treffen wie dieses ist immer noch ein Abenteuer. Aber von Mal zu Mal braucht man weniger Mut. Ich nenne das die allmähliche Verfertigung der Normalität. Wenn die Zeit zu schnell, vergeht ist das ein Zeichen. Es war aufregend, interessant und aufklärerisch.


Prof. Wang Limin, wir sind schon ein eingespieltes Gespann. Ich denke wir sollten noch ein bisschen weitermachen.


Ich habe Sie mit einer Geschichte begrüßt. Ich möchte mich mit einer kleinen Geschichte bis zum nächsten Jahr verabschieden. Im Jahr 1620 schrieb der englische Philosoph Francis Bacon: „Kein Reich, keine Religion oder Philosophie hatte größeren Einfluss auf die menschliche Zivilisation als der Buchdruck, das Schießpulver und der Magnet.“ Er wusste damals noch nicht, dass alle drei in China erfunden worden waren.


Das sollte uns Europäer eigentlich sehr bescheiden machen. Umso mehr als die historischen Begegnungen des Westens mit China zu oft voller Niedertracht und Schande waren. Und das auf Seiten des Westens.


Deng Xiaoping soll einmal gesagt haben: „Wer das Fenster öffnet, bekommt nicht nur frische Luft, sondern auch Fliegen ins Zimmer.“ Investoren, Waren, Besucher bringen ihre Eigenschaften mit, manchmal auch schlechte Gewohnheiten. Ich denke aber, ein so großes Land hat die Kraft (und auch die Unterscheidungskraft) das Sinnvolle aufzunehmen und nutzbringend zu verarbeiten. Unsere chinesischen Partner haben uns das zwei Tage lang eindrucksvoll bewiesen.

Es gab dümmliche Ignoranz gegenüber dem Reich der Mitte. Zu wenig Wissen über dieses große Land und seine eigenständige Kultur, Erziehung und Sozialisation, Denken und Wahrnehmung, Sprache, Kommunikation, Moral und Gesellschaft. Wir wollen alles tun, um dieses Defizit abzubauen.
Wir wollen Fehler vermeiden, die das Verstehen bedrohen oder stören.


Wer den Wettbewerber niederringen will, hat noch nichts begriffen. Er ist nur im Vollbesitz seiner geistigen Beschränktheit. Es geht um kluges Neben – und Miteinander.


Dazu brauchen wir den Dialog mit und den Rat von unseren chinesischen Partnern. Nur in der direkten Begegnung ergänzen und erklären sich die Worte auch durch Mimik und Geste. In der Nähe verdunsten Vorurteile. Vielleicht entstehen sogar persönliche Beziehungen, die Bestand haben. Ich hatte das Glück und wünsche es jedem.


Von den 140 chinesischen Künstlern, die vor 3 Jahren in 8 Ruhr – Museen ausgestellt haben, habe ich viele am Arbeitsplatz besucht, war von ihnen eingeladen worden oder konnte einladen. Ein guter chinesischer Freund hat beim Oktoberfest in München auf meine deutschen Freunde großen Eindruck gemacht.


Der akademische Austausch entwickelt sich gut. Es gibt Kongresse und Konferenzen, wo man schneller altert als üblich. Und alt sein ist eine doppelte Katastrophe: Man kann nicht mehr, was man will. Und – schlimmer noch: Man will nicht mehr, was man kann. – Dieses Treffen bewirkt das Gegenteil. Man reist jünger heim als man gekommen ist. Und klüger sowieso.


Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben. Besonderer Dank an alle, die es nicht verhindert haben.

Ich freue mich auf unser Wiedersehen!