„Heimat & Macht: Eine kurze Landesgeschichte NRW’s von Arnold bis Rau, von Clement bis Laschet“ – BAPP, 13. März 2019

Begrüßung durch Prof. Bodo Hombach

13. März 2019

Verehrter Herr Minister Dr. Stamp,
verehrte Damen und Herren,

gestern haben Landtagspräsident Kuper (CDU) und seine Stellvertreterin Gödecke (SPD) Pate gestanden. Landesgeschichte gehört keiner Partei. Für Ältere ist ihr Teil der Geschichte von besonderer Bedeutung. Der längere Teil des Erlebens liegt ja hinter uns. Junge interessiert eher was kommt. Der gegenwärtige „Kinderkreuzzug“ – eilig begrüßt von Kanzlerin und Präsident – steht dafür.

Aber auch der Blick in die Zukunft wird klüger durch Erfahrung. Wissen und ein realistisches Bild von unauflöslichen Zusammenhängen schadet selbst hier nicht.

Deshalb ging es gestern wie heute um ein kluges Buch. Wenn Sie wollen, können Sie es heute mit 20 % Rabatt kaufen.

Es geht um unsere staatliche Grundordnung – den Föderalismus. Aus schmerzhafter Erfahrung geboren soll er Macht diversifizieren. Er soll regionale Besonderheiten bewahren. Er soll eine übermütige Zentralgewalt domestizieren. Er gilt als bewährt. Aber scheint zu vergilben. Irritationen um den Digitalpakt (Geld aus Berlin für moderneren Unterricht in den Schulen) wecken Verdacht. Es geht um die Zukunftsfähigkeit der politischen Arbeits-, Aufgaben- und Verantwortungsteilung. Vom Stadtteil bis Europa.

Auch der Föderalismus muss sich neu erklären und legitimieren. Er ist uns lieb und teuer, aber eben auch teuer. Es geht auch um den Einfluss der Persönlichkeit auf die politische und gesellschaftliche Realität im Land. Viele können Kuchen verteilen. Manche können es sogar gerecht. Kuchen backen ist aber die Königsdisziplin der Politik. Da schauen wir hin.

In der Oper „Fidelio“ wird Ideenlosigkeit und Aktivitätsarmut recht milde besungen: „Wenn sich nichts mit nichts verbindet – bleibt die Summe klein“. Meine Studenten bewerten härter: „Eine Null kann das Problem verzehnfachen.“ Meine Lebenserfahrung findet sich in dem Satz von Rosa Luxemburg: „Die Menschen machen ihre Geschichte nicht aus freien Stücken, aber sie machen Sie selbst.“

Die Erfolge, Auf- und Abstiege unseres Landes sind nur bedingt schicksalhaften Prozessen und übergreifendem Geschehen geschuldet. Nicht zu wenig ist das auf das Wirken oder Nichtwirken von Regierungen und deren verantwortlichen Persönlichkeiten zurückzuführen. Die werden gemessen – und das ist auch richtig so – an der tatsächlichen Lebenslage der Bürgerinnen und Bürger. Statistiken sind nur Hilfsmittel zum Analysieren von Realität, aber sie sind hilfreich zur Objektivierung. Die Fleißigen in diesem Land waren Treiber des wirtschaftlichen Wiederaufstiegs in Deutschland. Dass aus der Lokomotive der Anhänger mit der roten Laterne wurde, hat kürzlich zum Machtwechsel geführt.

Wir erleben eine Epoche mit Vollgas. Sie erfordert enorme Spannkraft bei den politisch handelnden Personen. Aber auch bei den „behandelten“ Leuten. Die müssen sich ständig neu orientieren. Natürlich verzahnt sich die Geschichte dieses Landes mit den großen Fragen der Republik, Europas und der Welt.

Im Großen wie im Kleinen stellt sich die Frage: Wo verläuft die vernünftige Grenze zwischen gebündelter Kraft und bürgernaher Gestaltung? „Historisch gewachsen“ ist nicht auch auf der Höhe der Zeit. Auf der Höhe der Zukunft sind wir noch lange nicht. –

„Heimat und Macht“ heißt der Titel unseres Buches. Kommt es im rechten Moment? – Ich finde, ja. „Heimat“ und „Macht“. Zwei changierende Begriffe. Immer wieder durch Missbrauch kontaminiert. Aber man wird sie nicht los. Der Mensch wird halt irgendwo geboren, wächst irgendwo auf. Er ist geprägt durch die Leute seiner nahen Umgebung, Sprache und Kultur, Erlebnisse, Begegnungen, Erfahrungen.

Auch die Macht ist eine Grundkonstante des Daseins. Man kann sie nicht abschaffen. Man kann sie nur verwalten, möglichst klug und transparent. Durch vernünftige Institutionen und Spielregeln. Die erschweren den Missbrauch, verdünnen die toxischen Eigenschaften.

Wir leben im größten Bundesland. Die britische Nachkriegs-Verwaltung hat uns den Bindestrich beschert. Bindung hat sich entwickelt. Die Aufarbeitung und Präsentation der Landesgeschichte hat sich der Landtag in Nordrhein-Westfalen vorgenommen. Andere Länder auch, etliche sind schon viel weiter. Das Buch liefert einen Mosaikstein. Es ist aufklärerisch und unterhaltsam. Besonders kluge Köpfe haben daran mitgearbeitet. Davon sind einige heute hier. Dafür sage ich – auch in Ihrem Namen – großen Dank!

Mit Herrn Gabriel teilen wir zum zweiten Mal Pech. Einmal kam der Flieger aus Teheran zu spät und nun gilt es, seinen gebrochenen Fuß zu therapieren. Besonders dankbar sind wir deshalb Herrn Minister Dr. Stamp für seine Mitwirkung. Er kann noch besser über den Sinn politischer Machtverteilung reflektieren.

Als liberaler Kommunalpolitiker hat er in seinen Wahlkreis – nicht weit von hier – zweimal mit sagenhaften zwei Drittel der Stimmen geholt. Er ist Landesminister, stellvertretender Ministerpräsident und Vorsitzender der NRW FDP.

Lieber Herr Minister Dr. Stamp, Sie haben hier in der BAPP schon einmal beeindruckt. Wir freuen uns auf Ihre Erkenntnisse und Meinung.

Der in vielen Chefredakteurssätteln erfahrene Ulrich Reitz hat auf ungewöhnliche Weise die übliche Chronologie historischer Beschreibung durchbrochen. Durch originelle Verknüpfungen entstand eine gefällig lesbare und erhellende NRW-Geschichte. Er hat die Basis fürs Buch geliefert und wird das für die folgende Diskussion tun.

Frau Scholt war mal im gleichen Medienkonzern wie ich. Seit 1985 wirkt sie im und für den WDR. Sie ist seit 2006 Chefin der Redaktion „Landespolitik“ und stellvertretende Chefredakteurin Landesprogramm. Bin mal gespannt, ob diese erfahrene Journalistin im Buch etwas für sie neues findet.

Herr Dr. Stefan Willeke ist die Personifizierung dessen, was man „Edelfeder“ nennt. Er hat einen schwierigen Part übernommen. Er hat den amtierenden Ministerpräsidenten porträtiert. Die Vorgängerin hatte er für die ZEIT bereits tiefgründig beschrieben.

Der Ihnen bekannte Moderator und leitende Redakteur des Informationssenders „Phoenix“ Michael Krons wird diese großartigen Persönlichkeiten gleich kompetenter einführen und führen, so dass sie sich entfalten können. Ich danke ihm auch dafür sehr herzlich.

Unsere wunderbaren Gäste sind ein Versprechen. Wir werden auch diesmal den Raum klüger verlassen, als wir ihn betreten haben. Dafür vorauseilenden Dank !