„Heimat & Macht: Eine kurze Landesgeschichte NRW’s von Arnold bis Rau, von Clement bis Laschet“ – Villa Horion, 12. März 2019

Begrüßung durch Prof. Bodo Hombach

12. März 2019

Sehr verehrter Herr Landtagspräsident Kuper,
sehr verehrte Frau Landtags– Vizepräsidentin Gödecke,
sehr verehrter Herr Dr. Blasius,
sehr verehrte Damen und Herren!

Herzlichen Dank für die Gelegenheit zu dieser wunderbaren Zusammenkunft.

Im Zeitalter der Bits und Bytes stellt die Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik ein Buch vor. Die Bedienung ist einfach. Man nimmt es in die Hand und schlägt es auf.

Die Landespressekonferenz hat dankenswerterweise eingeladen. Ausnahmsweise in die traditionelle Horion–Villa. Einen besseren Ort für unseren Anlass kann ich mir nicht vorstellen. Deshalb den Hauseignern (ich wusste nicht, wie man Hausherrn gendert) Herrn Kuper und Frau Gödecke besonderen Dank.

Ein weiterer Dank gilt der Absicht des Landtages, unsere Landesgeschichte aufzuarbeiten und eine öffentliche Präsentation auf den Weg zu bringen. In anderen Bundesländern ist man auch auf dem Weg oder schon deutlich weiter. Das vorzustellende Buch ist dazu ein Mosaikstein.

Was ich zum Buch und seinen wunderbaren Autoren zu sagen habe, steht drin. (Im Nachwort ab Seite 311). Darin habe ich auch dem Unterstützer EVONIK gedankt. Deren CEO, Herr Kullmann, hat uns das Vorwort mitgegeben.

Das Buch soll Anstoß sein, aus der Landesgeschichte Ideen für die Zukunft abzuleiten und abzugleichen. Durch Aufmerksamkeit sollen die Persönlichkeiten gewürdigt werden, die sich in das wichtigste Landesmandat haben wählen lassen. Das Buch ist aufklärerisch, aber auch unterhaltsam. Deshalb wurden nicht Fachwissenschaftler, sondern Journalisten angefragt.

Dieses Projekt soll helfen, den Blick darauf zu lenken, dass Landespolitik unseren Alltag tief prägt. Wir erkennen, wie prägend die daran mitwirkenden Persönlichkeiten sind. In entgrenzter Welt werden Halt, Geborgenheit, Angenommenheit und Verwurzelung wichtiger. Regionale Identität – durchaus Heimatsgefühle – und Weltoffenheit ergänzen sich.

Wir suchen Verbündete, um der Landespolitik – auch in den verschiedensten Medien – viel mehr Raum und Aufmerksamkeit zu gewähren.

Der Föderalismus ist uns selbstverständlich geworden. Aber er muss sich neu erklären und seine Vorzüge begründen. Seine Kosten müssen sich legitimieren. Die Irritationen um den Digitalpakt belegen diese Notwendigkeit. Unsere föderale Ordnung ist aus historischer Erfahrung gewachsen. In dem Basisbeitrag von Herrn Reitz betritt man die politische Landschaft des größten Bundeslandes der Republik. Kein liebliches Idyll, wie Sie wissen. Schon eher ein Hexenkessel voll schroffer Gegensätze. Das industrielle Herz Europas. Gleich daneben breites Bauernland. Politisch eine Erfindung der Besatzungsmächte. Sie schufen den „Bindestrich“. Der ist seitdem Chance und Risiko.

Vor allem ist das Buch die „Hall of Fame“ der Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen. Eine Frau war auch dabei. – Zwischen zwei Pappdeckeln sind sie alle versammelt. Scheinbar friedlich. Aber sofort ist man wieder mitten drin in den Schlachten und Scharmützeln, den Triumphen und Niederlagen der regionalen Geschichte, ausgetragen von höchst unterschiedlichen Temperamenten und Charakteren. Verzahnt auf Gedeih und Verderb mit den großen Fragen der Republik im wachsenden Europa.

Das Ganze ist lebendig, erinnert aus den Notizen und Tagebüchern von Journalisten und Historikern. Das ist nicht Archäologie. Das sind keine Grabungen in den Sedimenten der Zeit. Es garantiert spannende Lektüre. Oder besser noch: Aus Figuren werden wieder Darsteller und Akteure, Täter oder Denker, aber jede Persönlichkeit mit Stimme und Kontur. Plötzlich ist man wieder Zeitgenosse. Zuschauer, mal im Hohen Haus, mal im Komödienstadl. Nicht selten im Cabaret.

Goethe nannte sein Lebenswerk „Bruchstücke einer großen Konfession“. Das passt auch auf dieses Buch. Die scheinbar chaotischen und zufälligen Ereignisse fügen sich zu einem Teppich oder Mosaik, wie es nur in diesem Bundesland entstehen konnte.

Kommt es nicht auch im rechten Moment? Wir erleben eine Zeit rasanter Umbrüche. Der Föderalismus ist uns vertraut, aber auch vergilbt. Er spiegelt unsere Geschichte und domestiziert die – in Deutschland zu oft gefährlich gewordene – Zentralgewalt. Aber zeigt er nicht auch Gebrauchsspuren?

Wo verläuft die vernünftige Grenze zwischen gebündelter Kraft und bürgernaher Gestaltung? Was bedeutet „historisch gewachsen“, wenn es nicht auch der Zukunft gewachsen ist?

Es gibt keine richtigen Antworten. Aber dieses Buch verhilft zu richtigen Fragen. Sein Ende geht weit über die letzte Seite hinaus. Es war offen, von Anfang an und bleibt es hoffentlich für immer.

Ich bin froh, dass wir es gewagt haben. Und ich danke allen Autoren, Helfern, kritischen Sparring-Partnern, Financiers. Und danke Ihnen für Interesse und Geduld.