Festrede: „Neue Öffentlichkeit. Erst Gutenberg – jetzt Internet“ – Schloss Münster-Obergabe, 26. Oktober 2012

Festrede, 26. Oktober 2012
Schloss Münster-Obergabe der Masterurkunden für acht Masterstudiengange

Verehrte Damen und Herren,
liebe Gaste,

zu lhrem akademischen Erfolg herzlichen Gluckwunsch! Mein Thema: Lesen. Eine Kulturtechnik, die seltener wird. Bei den hier Versammelten aber gewiss nicht. Das realisierend fiel mir eine Anekdote ein, die mich anstachelt:

Ein Freund mahnte Rabbi Akiba zur Vorsicht. Der studierte die Tora. Die Römer hatten das bei Todesstrafe verboten. Wenig spater wurden beide verhaftet. Der Freund schrieb dem Rabbi: ,lch gratuliere. lch beneide dich. Dich wird man töten, weil du die Tora gelesen hast. Mich aus irgendeinem Grund. Den kenne ich nicht einmal.“

Donnerwetter: Ein Rabbi nimmt sich sein Recht. Er liest in seinem Lieblingsbuch. Er missachtet die Staatsmacht. Die war nicht zimperlich. Er riskiert sein Leben. Einsam tut er, was er immer tat: lesen. Nicht aus Trotz, nicht demonstrativ. Dem Imperium bleibt nur die Moglichkeit, ihn einzusperren oder umzubringen. Das Imperium ging zugrunde. Das Buch existiert.

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